Familienwandern auf den Spuren des Adlers
In Tirol kommen nicht nur die erwachsenen Gipfelstürmer auf ihre Kosten. Nein, Tirol ist ebenfalls ein Dorado für junge Bergfexe, denn spannende und kurzweilige Ausflugsziele im Gebirge für die ganze Familie gibt es hier wie Sand am Meer. Für kleine Eroberer und deren Eltern stehen außerdem kinderfreundliche Schutzhütten und Almen zur Einkehr und Übernachtung bereit.
Auch einige Etappen des Adlerwegs bieten Attraktionen speziell für Familien. Eindrucksvolle Naturerlebnisse, eine aufregende Fahrt mit der Achensee-Zahnradbahn und dem Achensee-Dampfer sowie eine Prise Kultur stehen im Mittelpunkt von vier Familienwanderungen am Achensee bzw. im mittleren Unterinntal.
Besonders spannend beginnt die erste Tour, die zur Gramaialm im Karwendel führt. Besonders spannend deshalb, weil man in den von einer Dampflok gezogenen Waggons der Achensee-Zahnradbahn aus Jenbach hinauf zur Station Seespitz am Achensee fährt. Hier heißt es dann umsteigen zum Achenseedampfer: Auf dem so genannten Meer der Tiroler tuckern wir gemütlich hinüber nach Pertisau, wo die eigentliche Wanderung anfängt.
Ein Fußweg zieht von Pertisau äußerst sanft ansteigend durch das Falzthurntal im Naturschutzgebiet Alpenpark Karwendel zum Alpengasthof Gramai, der auch als Gramaialm bekannt ist. Schon während der Wanderung besteht die Möglichkeit zu Rast und Einkehr in der urtümlichen „Sennhütte Jausenstation Falzthurn“ bzw. im Gasthof Falzthurn. In Sachen Landschaft drückt ein Berg der Tour ganz besonders seinen Stempel auf - die markante Lamsenspitze, die sich im Talschluss unübersehbar ins Bild drängt.
Am Ziel erwartet die Kids schließlich ein netter Streichelzoo sowie ein Abenteuerspielplatz. Wer den komfortablen Alpengasthof Gramai zu wenig urtümlich findet, der kann übrigens alternativ in der urigen „Franze Hitt`n“ unmittelbar dahinter Tiroler kulinarische Spezialitäten genießen. Nach so viel Kurzweil fällt der Rückweg den Kleinen dann bestimmt nicht mehr schwer – ansonsten kann man alternativ im witzigen Nostalgiebus zurück nach Pertisau brausen.
Nach der Übernachtung in Pertisau oder einem Ort des mittleren Unterinntals steht am folgenden Tag das Element Wasser im Mittelpunkt. Eintauchen in die Tiefenbachklamm, durch die die zum Naturdenkmal erhobene Brandenberger Ache tost, lautet das Motto dieser Familientour.
Der Eingang in die Klamm und damit der Beginn der eindrucksvollen Wanderung befindet sich im Brandenbergtal an der Straße von Kramsach Richtung Aschau rund 3,5 Kilometer hinter der Talstation des Sonnwendjochlifts. Durch Mischwald geht es zunächst sanft flussaufwärts. Die Klamm ist vorerst noch recht breit und ähnelt hier eher einer Schlucht, ehe sie sich plötzlich spektakulär verengt. Der Steig führt abschnittsweise hoch im Fels über dem Fluss und immer wieder über Holzstege. Da kann man beim Hinabschauen schon einmal kurz eine Gänsehaut bekommen. Doch keine Sorge: Drahtseile als Geländer sichern an heiklen Stellen die Route ab. Spannend, wie am Ende der ersten engen Passage das Wasser in Form von Stromschnellen in den schmalen Abschnitt hineinschießt. Spannend ebenfalls, wie sich tollkühne Kajakfahrer durch die Klamm kämpfen.
Die Ache wird mehrmals überquert, ganz am Schluss, wenn schon die Wiesen zu sehen sind, geht es erneut über eine Brücke ans linke Ufer, wo dann gleich die Jausenstation Tiefenbachklamm erreicht ist. Hier können Papa und Mama im Anschluss an die kurzweilige Tour wunderbar die Seele baumeln lassen, während sich die Kids am Spielplatz der gemütlichen Einkehr die Zeit vertreiben.
Eine Klamm lässt nicht viele andere Möglichkeiten offen, als dieselbe Strecke für den Rückweg zu nehmen. In Anbetracht der Attraktionen wird Ausflüglern deswegen allerdings gewiss nicht langweilig. Und wer weiß – vielleicht lassen sich Papa und Mama von einer abschließenden Grillpartie an der Brandenberger Ache überzeugen, sobald der Fluss wieder ein sanfteres Gesicht zeigt.
Etwas westlich, in Stans, beginnt eine Rundwanderung, bei der neben dem Naturerlebnis auch die Kultur nicht zu kurz kommt. Kinder und Kultur – diese Kombination stellt gewiss keinen Gegensatz dar, zumal Kids mit einer Prise Kultur durchaus etwas anfangen können. Sie können vor allem dann etwas anfangen, sofern ihnen das Thema kindgerecht aufbereitet wird. Und das ist im Schloss Tratzberg der Fall, wo eigene Kinderführungen veranstaltet werden.
Wie an den zwei vorangegangenen Tagen steht in Stans ebenfalls kein kräftezehrendes Unternehmen am Programm. Gehzeit und Höhenmeter halten sich sich abermals sehr in Grenzen.
Man startet bei den nordöstlichsten Häusern von Stans, von wo in Folge ein lieblicher Weg durch prächtigen Mischwald etwas über dem Inntal hinüber zu dem spätgotischen Schloss führt. Hier bietet sich nun die Teilnahme an der Kinderführung an, ehe ein Bummelzug die Kids zu einem Spielplatz unterhalb des Schlosses bringt. Dort gibt es außerdem eine Einkehrmöglichkeit.
Der erste Abschnitt des Rückwegs verläuft zunächst über einen Forstweg ein Stück aufwärts, bis die Strecke in herrlichen Wiesen fast eben Richtung Westen zieht, um bald wieder in die ursprüngliche Route zu münden.
Stans hat übrigens noch ein weiteres kulturelles Highlight zu bieten – das Benediktinerkloster St. Georgenberg mit der weithin bekannten Wallfahrtskirche, die auf einem Felsen über dem Stallental thront. Mindestens gleich atemberaubend ist die Wanderung von Stans dorthin – die führt nämlich durch die spektakuläre Wolfsklamm. Eine Steiganlage, meist bestehend aus Holzstegen, zieht wechselweise links und rechts des Bachs durch die Klamm, in der sich der Stallenbach ohrenbetäubend ins Inntal stürzt. Es geht insgesamt über 354 Stufen empor, in der Regel sind Seile zum Anhalten angebracht. Einmal leitet die Route auch durch einen kurzen Tunnel.
Im Anschluss an dieses Naturerlebnis fehlen bloß noch wenige Minuten bis zum Ziel St. Georgenberg. Dort kann man dann nach rund einstündiger Gehzeit im Klostergasthaus gemütlich einkehren und sich bereits wieder auf den Rückweg durch die eindrucksvolle Wolfsklamm freuen.
Informationen:
Gramaialm (1263 m):
Talort: Jenbach im Inntal bzw. Pertisau am Achensee (952 m)
Wegbeschaffenheit: Fußweg
Gehzeit: rund 2 Std. Hinweg von Pertisau zur Gramaialm, rund 1 Std. und 45 Min. Rückweg von der Gramaialm nach Pertisau
Höhenunterschied, Entfernungskilometer: rund 350 Höhenmeter in Auf- und Abstieg (von Pertisau), rund 8 Kilometer von Pertisau zur Gramaialm
Ausgangspunkt: Bahnhof der Achensee-Zahnradbahn in Jenbach bzw. Schiffstation in Pertisau (rund 900 m)
Alpengasthof Gramai (auch Gramaialm genannt, 1263 m), geöffnet von Anfang Mai bis Ende Oktober, Tel.: ++43/(0)5243/5166; Franze Hitt`n, geöffnet von Anfang Mai bis Ende Oktober, Tel.: ++43/(0)664/4233520; Alpengasthof Falzthurn, geöffnet von Mitte Mai bis Mitte Oktober, Tel.: ++43/(0)664/3420236; Jausenstation Sennhütte Falzthurn, ganzjährig geöffnet, Tel.: ++43/(0)664/4619354
Achensee-Zahnradbahn: Betriebszeiten Anfang Mai bis Ende Oktober, Tel.: ++43/(0)5244/62243
Achensee-Schifffahrt: Betriebszeiten Anfang Mai bis Ende Oktober, Tel.: ++43/(0)5243/5253-0
Die Route folgt einer Etappe des Adlerwegs.
Touristische Info: Informationsbüro Pertisau, Tel.: ++43/(0)5243/4307,
Internet: www.achensee.com
Tiefenbachklamm
Talort: Kramsach (522 m)
Wegbeschaffenheit: Steig, (versicherte) Steiganlage
Gehzeit: rund 1 ¼ Std. Hinweg, rund 1 Std. Rückweg
Höhenunterschied, Entfernungskilometer: rund 100 Höhenmeter in Auf- und Abstieg, rund 4,5 km (Hin- und Rückweg)
Ausgangspunkt: Parkplatz an der Straße im Brandenbergtal (581 m) rund 3,5 km hinter der Talstation des Sonnwendjochlifts
Jausenstation Tiefenbachklamm: geöffnet von Mai bis Oktober, Tel.: ++43/(0)5331/5376
Touristische Info: TVB Alpbachtal & Tiroler Seenland, Tel.: ++43/(0)5336/600 615, Internet: www.kramsach.info
Stans – Schloss Tratzberg
Talort: Stans (563 m)
Wegbeschaffenheit: Forstweg, Wiesenweg
Gehzeit: rund 2 Std. (Hin- und Rückweg)
Höhenunterschied, Entfernungskilometer: zu vernachlässigen; rund 5 km (Hin- und Rückweg)
Ausgangspunkt: Siedlung am Waldrand im Nordosten von Stans
Schlosswirt Tratzberg: während der Öffnungszeiten von Schloss Tratzberg geöffnet, Tel.: ++43/(0)5242/67389
Schloss Tratzberg: geöffnet bzw. Führungen von Ende März bis Anfang November, Tel.: ++43/(0)5242/63566
Touristische Info: TVB Silberregion Karwendel, Tel.: ++43/(0)5242/63240
Stans – Wolfsklamm – St. Georgenberg
Talort: Stans (563 m)
Wegbeschaffenheit: Fußweg, (versicherte) Steiganlage
Gehzeit: rund 1 ¾ Std. (Hin- und Rückweg)
Höhenunterschied, Entfernungskilometer: rund 350 Höhenmeter in Auf- und Abstieg, rund 5 Kilometer (Hin- und Rückweg)
Ausgangspunkt: nördlicher Ortsrand von Stans
Die Wanderung folgt einer Etappe des Adlerweges.
Öffnungszeiten Wolfsklamm: Mai bis Ende Oktober (Eintritt)
Klostergasthaus: ganzjährig geöffnet, Tel.: ++43/(0)5242/63788
Touristische Info: TVB Silberregion Karwendel, Tel.: ++43/(0)5242/63240